(Autor: Fabio Mancassola, Jahrespraktikant bei der Münchner Tafel)
Als die Münchner Tafel – damals noch „Tischlein deck dich e. V.“ – im Jahr 1994 gegründet wurde, war ein eigener Transporter pures Wunschdenken. Anfangs haben Hannelore Kiethe, zusammen mit den anderen Mitgründern und Ehrenamtlichen, alle Lebensmittel mit ihren privaten Autos zu den sozialen Einrichtungen gefahren. „Einmal“, so erinnert sich Hannelore Kiethe, „wurden so viele gespendete Energy-Drinks in mein Auto geladen, dass mir auf dem Weg zur sozialen Einrichtung die Achse gebrochen ist. Und dann stand ich da. Gestrandet. Mit hunderten Getränken. Am Straßenrand. Mitten in München.“
Nach einem Jahr war klar: So kann es nicht mehr weitergehen. Es muss ein Transporter her! Das Problem? Einen teuren Transporter kann sich der kleine Verein nicht leisten. Nach langer Suche (und vielen Telefonaten) dann die große Freude! Die Ernst Jakob Henne Stiftung spendet den ersten Transporter. Und zwar einen Ford Transit Baujahr 1995. Noch heute wird diese Übergabe, als einer der schönsten und stolzesten Momente in der Geschichte der Münchner Tafel beschrieben.
An ihre erste Fahrt mit dem neuen Transporter erinnert sich Frau Kiethe noch genau: „Ich fuhr zum allerersten Mal in meinem Leben Transporter. Meine einzige Unterstützung an diesem Tag, war eine sehr beliebte Helferin, die im Rollstuhl saß. Es lag ein halber Meter Schnee. Es war eiskalt. Und die Straßen auf dem Weg zur damals einzigen Ausgabe im Hasenbergl waren nur sehr schlecht geräumt. Aber irgendwie haben wir das auch gemeistert“, erzählt sie lächelnd.
Durch die wachesende Bekanntheit der Münchner Tafel, wurden immer mehr Sponsoren und die Öffentlichkeit auf den damals noch kleinen Verein aufmerksam. Darunter auch Opel Häusler, die unbedingt helfen wollten. Dank großzügiger Rabatte und diverse Spenden, wurde das erste Auto – nach über 4 Jahren – durch einen moderneren Opel Movano abgelöst. Durch die immer strenger werdenden Hygienevorschriften, war die Münchner Tafel dazu verpflichtet, verderbliche Lebensmittel nur noch mit Kühltransportern zu befördern. Eine neue Riesenhürde, die es zu überwinden galt, denn Kühltransporter sind um einiges teurer als normale Autos. Aber dank der stetig steigenden Anzahl von Unterstützern, konnte die Münchner Tafel auch diese Herausforderung meistern.
Nach und nach wurden der Münchner Tafel weitere Transporter gespendet. Das war auch wichtig, denn die Anzahl der Bedürftigen stieg rasant, was wiederum Eröffnungen weiterer Ausgabestellen nach sich zog. Diesen mobilen Segen haben wir – bis heute – mit Sicherheit auch dem Lions-Club Solln und der Stiftung Life zu verdanken. Die beiden Organisationen hatten es sich Anfang der 2000er zur Aufgabe gemacht, den Tafeln in Deutschland mit Fahrzeugen unter die Arme zu greifen. Mehr zu diesem ehrenhaften Engagement: hier.
So richtig Fahrt aufgenommen – im wahrsten Sinne des Wortes – hat die Weiterentwicklung des Fuhrparkes im letzten Tafeljahrzehnt. Einer der Highlights war mit Sicherheit die Spende eines kompletten Kühltransporters. Antenne Bayern machte der Münchner Tafel dieses unglaubliche Geschenk zum 25-jährigen Jubiläum. Aktuell arbeitet die Münchner Tafel auch schon an alternativen Transportmöglichkeiten! Zum Beispiel mit Transpondern der Tu München in Zusammenhang mit einer Mobilitätsdatenanalyse. Außerdem wurde auch schon ein Elektro-Lkw der Firma Quantron AG drei Tage im Tafelbetrieb eingebunden und unter Realbedingungen getestet. Es bleibt also spannend, wie sich die Mobilität der Münchner Tafel in Zukunft entwickelt.