Verständnis kommt von Verstehen.

Ausgabestellenleiterin Bärbel Agua über den Knochenjob der Fahrer + Beifahrer

Um jede Woche ca. 125 Tonnen Lebensmittel an Bedürftige zu verteilen, unterhält die Münchner Tafel eine Flotte von 19 Transportern sowie 27 Ausgabestellen, an denen über 650 Ehrenamtliche tätig sind. Ein Team von rund 100 Fahrern und Beifahrern fährt wöchentlich 800 Abholpunkte an (z.B. Supermärkte und Lebensmittelhersteller), um dort Ware einzusammeln. Hierfür ist eine sorgfältige Tourenplanung notwendig. 

Von Montag bis Samstag heißt es für Lagermitarbeiter, Disposition, Fahrer und Beifahrer: Früh aufstehen, da um 7:15Uhr die morgendliche Einteilung am Fuhrpark stattfindet. Hier werden Beifahrer und Fahrer den Transportern zugeteilt sowie Tourenpläne ausgehändigt. Bis zu 15 Supermärkte fährt ein Team (welches Corona-bedingt derzeit nur aus einem Fahrer samt Beifahrer besteht) an einem Vormittag an. Nachdem die Tour beendet ist, wird im Lager häufig nochmals zugeladen, bevor es dann zur Verteilung an einer unserer Ausgabestellen geht. „Ich muss zugeben, dass ich ganz gerne mal gemeckert habe, wenn sich die Transporter verspätet haben“, so Bärbel Agua, die seit 9 Jahren die Ausgabestelle Milbertshofen Mittwoch leitet. „Als uns Ehrenamtlichen das Angebot unterbreitet wurde, selbst mal bei einer Tour mitzufahren, habe ich mir gedacht: So schlimm kann das nicht sein!“ und fügt hinzu: „Mein Fazit? Das was unsere Fahrer und Beifahrer jede Woche leisten ist ein Knochenjob, vor dem ich jede Menge Respekt habe! Neben dem frühen Aufstehen müssen sie unheimlich viele Kisten schleppen, in den Supermärkten die Ware aussortieren und umpacken und den Ort auch wieder sauber verlassen. Alles immer freundlich, weil sie ja die Tafel bei den Spendern repräsentieren. Später im Lager laden sie so zu, dass wir unsere Gäste gut versorgen können und dann müssen sie auch noch konzentriert den Münchner Verkehrsdschungel durchstehen.“  

Wie ein Tag als Fahrer/Beifahrer bei uns aussieht: Dass gibt es in der Bildergeschichte zum Nachempfinden.


Bärbel Agua beschnuppert heute nicht nur den Frühling, sondern auch die Arbeit unserer Fahrer und Beifahrer. Einen Tag lang begleitet sie dabei Günther Klupp, der seit sechs Jahren 1-3 Mal die Woche ehrenamtlich für uns fährt. Bei der Ankunft am Fuhrpark ist meist immer Zeit für einen kurzen und netten Ratsch mit bekannten Gesichtern.

Morgens um kurz nach 7:00 Uhr tummelt es sich rege am Fuhrpark. Die vorderen Plätze in der Schlange sind heiß begehrt. Warum? Na, wer zuerst kommt – fährt zuerst.

Das ist der heutige Tourenplan des Teams Klupp-Agua, den es abzufahren gilt. 9 Abholpunkte – meistens Supermärkte – sind darauf vermerkt. Manche Teams haben bis zu 15 Stopps, bevor es mit den eingesammelten Lebensmitteln an eine Ausgabestelle geht.

Eins der wichtigsten Gebrauchsgegenstände bei der Münchner Tafel: Unsere blauen Steigen (Klappkisten). Diese werden regelmäßig in unserer Kistenwaschanlage gesäubert, da sie für die Lebensmittelabholung samt -transport verwendet werden.

Und deshalb ist die Pole-Position beim morgendlichen Schlangestehen so begehrt! Denn wer als erster vom Hof fährt, kommt am Lager schneller dran und muss nicht lange warten.

Da manche Teams weniger Supermärkte anfahren und somit weniger Ware an die Ausgabestellen ausliefern können, wird am Lager zugeladen. Dabei handelt es sich um Lebensmittel, die zuvor von Lebensmittelherstellern gespendet wurden, wie z.B. Obst und Gemüse oder Molkereiprodukte. PS: Eine von vielen wichtigen Beifahrertätigkeiten ist das Einweisen der Transporter.

Bei einem kurzen Plausch wird sich eine Übersicht über das heutige Lebensmittelsortiment gemacht. Mit der Unterstützung unseres Lager-Teams geht es ans Einräumen.

Um 8:30 Uhr hat Team Klupp-Agua alles verstaut und die Tour kann beginnen.

Über 250 Supermärkte in und um München unterstützen unsere Arbeit, indem sie uns Lebensmitteln spenden. Qualitativ sind diese einwandfrei, eignen sich aber gewinnbringend nicht mehr für den Verkauf.

Bei den einzelnen Supermärkten werden die Lebensmittel von unseren Fahrern + Beifahrern vorsortiert. Verdorbenes Obst und Gemüse kommt uns nämlich nicht in den Transporter und wird dort gelassen. Danach sorgen unsere Teams, dafür dass sie den Ort wieder sauber und ordentlich hinterlassen.

Stau. Ob Baustellen oder Berufsverkehr – beides kostet unseren Fahrer-Teams wertvolle Zeit und Nerven.

Ein weiterer von 9 Abholpunkten, den das Team Klupp-Agua am Vormittag anfährt.

Pünktlich in Milbertshofen angekommen, tauscht Bärbel Agua ihr Beifahrer-Outfit für das der Ausgabestellenleiterin und Günther Klupp das seinige für die Funktion des Ordners/Abstandhalters. Ob Lagermitarbeiter, Fahrer, Beifahrer, oder Helfer an einer unserer Ausgabestellen: Für Außenstehende ist es wichtig zu erkennen, dass man für die Münchner Tafel arbeitet/ unterwegs ist.

Nachdem die Lebensmittel aus den Transportern geladen, sortiert und an den einzelnen Stationen aufgebaut wurden, kann die Verteilung an die Tafelgäste beginnen.

Nach der Verteilung samt Rückbau der Ausgabestelle, werden die leeren Steigen wieder verladen und zum Fuhrpark gebracht.

Abends kurz vor 19Uhr: Die letzten Eintragungen ins Fahrtenbuch werden getätigt, bevor der Transporter am Fuhrpark abgestellt wird. Bärbel Agua: „Heute Morgen habe ich das Haus um 6:45Uhr verlassen und bin um 19:45 wieder zurückgekommen. Für mich war es nur ein Schnuppern – für die Fahrer ist das ein ganz normaler Tag. Ich habe richtige Hochachtung, denn sie leisten wirklich unheimlich viel und helfen uns zudem noch an der Ausgabestelle. BRAVO!