Vor gut 24 Jahren wurde die erste Ausgabestelle der Münchner Tafel im Brennpunkt Hasenbergl eröffnet. 14 Jahre lang fand die Ausgabe an der Kirche Mariä Sieben Schmerzen statt. „Schon damals war es uns ein großes Anliegen an die versteckte Armut heranzukommen,“ so Hannelore Kiethe, die seit Anbeginn dem Gründungsteam angehört. Während in den Anfangsjahren ausschließlich soziale Einrichtungen versorgt wurden, sollten auch bedürftige Einzelpersonen Lebensmittelspenden erhalten. „Kein einfaches Unterfangen!“, erinnert sich Hannelore Kiethe heute und fügt hinzu: “Es hat lange gedauert die anfängliche Skepsis bei unseren Tafelgästen ab- und Vertrauen aufzubauen.“
Überhaupt war es zu Beginn sehr schwer an bedürftige Menschen heranzutreten. Per Zufall lernte Hannelore Kiethe auf einer Veranstaltung Walter Lorenz kennen, der sich seit 1980 mit diversen Hilfsprojekten um Obdachlose in München kümmerte. Er gab ihr damals den Tipp sich an Pfarreien zu wenden. Gesagt – getan! „Der damalige Pfarrer von Mariä Sieben Schmerzen war sofort angetan von unserer Idee“, so Hannelore Kiethe. „Über Aushänge und Beiträge im Gemeindeblatt wurde unser Anliegen verbreitet einmal wöchentlich kostenlose Lebensmittel an die Menschen zu verteilen“, erklärt sie weiter. Dies war eine spannende Zeit, da man nicht wusste, wie und wie viele Menschen auf das Angebot reagieren würden. Auch war die Verteilung bei weitem nicht so organisiert wie heute.
Trotz Winter – mit einhergehender ungemütlicher Nässe und Kälte – kamen die ersten Menschen in die Thelottstraße. Zögerlich, bisweilen misstrauisch und ungläubig beäugten sie die Anlieferung und Vergabe der Ware. Im Nachhinein verständlich, denn das Konzept der Tafel hatte in Deutschland noch nicht Fuß gefasst und war somit ein Novum. „Unser Angebot war anfänglich recht übersichtlich und bei weitem nicht so umfangreich wie heute“, gibt Hannelore Kiethe zu bedenken. Das Sortiment beschränkte sich zu Anfang auf Müller-Brot, Hipp-Produkte sowie Obst und Gemüse mit qualitativen Schwachstellen. „Wie viele Stunden wir damals verbracht haben, die schlechten Stellen aus Paprika, Birnen oder Äpfel wegzuschneiden“ erinnert sich Kiethe gut. „Und die Menschen waren SO unglaublich dankbar! Zwei ältere Frauen werde ich niemals vergessen. Eine war Witwe eines berühmten Schriftstellers, die sich zu Anfang des Monats immer Briefkuverts zurücklegte, die mit „Miete“, „Heizung“, „Lebensmittel“ versehen waren. Und eine andere Dame, die fast im 90° Winkel daherkam, da sie Jahrzehnte lang als Erntehelferin geschuftet hat.“, erzählt sie weiter. Bei Lebensmittelknappheit – was keine Seltenheit war – fuhren die ehrenamtlichen Helfer auf dem Weg zur Ausgabe Discounter an, um günstige Nudeln und Tomatensauce hinzuzukaufen. Selbstlosigkeit und Einsatzbereitschaft haben die wenigen Mitarbeiter der Münchner Tafel zusammengeschweißt und waren das Fundament vieler langjähriger Freundschaften.
Mit den Jahren sprach sich das Lebensmittelangebot der Münchner Tafel herum, welches zu Platzproblemen bei Mariä Sieben Schmerzen führte. 2009 zog die Ausgabestelle an den Goldschmiedplatz, der ursprünglich als kombinierte Bus- und Tram-Haltestelle in Betrieb war. Drei Jahre lang wurde die Station von Barbara von Jordan, Hannelore Hartenstein und Doris Hoff geleitet, bevor Werner Blöchl diese übernahm. Obwohl hier wöchentlich über 750 Tafelgäste mit Lebensmittel unterstützt werden, ist der Bedarf im Hasenbergl weiterhin ungebrochen hoch und die Warteliste lang. „Ich habe mich sehr über die Initiative und das Engagement von Herrn Blöchl und seinem fast gesamten Mittwoch-Teams gefreut, die nun auch donnerstags vor Ort Lebensmittel an Bedürftige verteilen werden. Das spricht von einem guten Zusammenhalt. Vielen Dank!“, so Hannelore Kiethe. Die Station startet zunächst mit rund 80 Ausweisen und wird in den nächsten Monaten sukzessiv vergrößert. Ziel ist es, im Laufe des Jahres die Ausweiszahl auf 250 zu erweitern.