Die Arbeit der Münchner Tafel im vergangenem Jahr

Ein Bericht unserer Mit-Gründerin und Vorstandsvorsitzende Frau Hannelore Kiethe auf der diesjährigen Mitgliederversammlung der Münchner Tafel e.V am 12. Oktober 2022.

Zunächst möchte ich mich sehr herzlich für die Anwesenheit unseres Schirmherrn, Prof. Hipp, bedanken. Sie stehen beispielhaft für die Werte die uns, der Münchner Tafel, wichtig sind und die wir leben – Nachhaltigkeit, Treue, Bescheidenheit -. Welche Einrichtung hat einen Schirmherrn an ihrer Seite, von Anbeginn, der ihr in schweren Zeiten mit Rat, Tat, persönlichem Einsatz und dem vertrauenswürdigen, bekannten Namen geholfen und beraten hat. Und der Lohn für Sie Prof. Hipp – immerhin ist etwas aus uns geworden und Ihr Name wird immer mit uns verbunden sein.

Immer liegt mir die Ansprache an Sie im Magen, dabei habe ich, wie bei jeder Versammlung, so viel Gutes zu berichten. Es ist wohl die Fülle des Stoffes, die dies bewirkt – alles unterzubringen und der Leistung aller Mitwirkenden gerecht zu werden.


Ich berichte über ein Team, in welchem jeder Mitarbeiter eindrucksvoll und zuverlässig auch in Krisenzeiten mitzieht. Es ist das Ergebnis jahrelanger Bemühungen, in jedem unserer Bereiche ein verantwortungsvoll arbeitendes Team, welches sich täglich und beständig zum Wohl der Tafel einbringt, aufzubauen. Wir werden immer besser und professioneller und es ist beeindruckend gut, wie sämtliche Bereiche effizient und verantwortungsvoll zusammen arbeiten – hoch motiviert. „Aus vielen eines“ – diesen Grundsatz praktizieren wir seit Anbeginn unseres Bestehens. Unser liberaler Hilfsverein hat nie nach der Herkunft unserer Gäste gefragt, wer Hilfe benötigt, bekommt sie. Sämtliche Bereiche bemühen sich, ihren Beitrag zum Gelingen der Versorgung der Gäste beizutragen. Das lebendige Sekretariat, die einsatzstarke, kreative Personalabteilung, das Lager, der Fuhrpark, die Disposition, die Warenakquisition, die IT Abteilung, die Öffentlichkeitsarbeit, das Qualitätsmanagement und die große Gruppe unserer unglaublich motivierten und zuverlässigen Helfer draußen im operativen Bereich. Alles Wirken greift ineinander und hat nur eines zum Ziel, unsere Tafelgäste gut zu versorgen. „Aus vielen eines“ – E PLURIBUS UNUM“. Dieses Ideal sehe ich bei uns in vorbildlicher Weise realisiert und darauf können wir stolz sein.


Es ist ein großer Verdienst unserer Personalabteilung unter Herrn Schweiger, dass die Münchner Tafel, es schafft, vielen Menschen die Chance zu geben, nach einem Bruch in ihrem Leben, wieder Fuß zu fassen durch eine sinnvolle Tätigkeit. Es ist aufwendig und kostet oftmals viel Geduld und Zeit, aber wir profitieren davon, indem wir häufig wunderbare, engagierte Mitarbeiter finden und zudem durch Fördermaßnahmen finanziell entlastet werden. Es ist ein wichtiger, hilfreicher Beitrag, den die Tafel zusätzlich auf diese Weise leisten kann. Sponsoren finden dieses Engagement sehr unterstützungswürdig und bewundernswert. Unser Motto „Helfen macht glücklich“ und dies in einem aufgeschlossenen liebenswürdigen Team bewahrheitet sich so häufig und lässt unsere Helfer sich wohlfühlen in der großen Tafelfamilie.

Es gibt viele Nachrichten, die uns Sorge machen, aber wir können auf das Weltgeschehen keinen Einfluss nehmen. Es mag bessere Zeiten gegeben haben, es mögen bessere Zeiten kommen, aber das ist jetzt unsere Zeit. Wir bleiben immer optimistisch und versuchen das Beste aus unseren Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, zu machen – mit ungebrochen großem Einsatz.


Nach unserer letzten Versammlung, im Freien, im Juli letzten Jahres, hatten wir vor allem mit dem weiteren Einhalten der Pandemie Regeln und deren Auswirkungen zu tun – größere Aktionen entfielen. Aber großherzige Sponsoren wie Amazon, die Sparda Bank spendeten wieder Schulranzen zum Schulbeginn für unsere Tafelkinder.


Wir durften an der deutschlandweit bei allen Tafeln durchgeführten Tütenaktion der Firma REWE teilnehmen. Das heißt: der Kunde erwirbt für die Münchner Tafel eine Tüte voller haltbarer Lebensmittel für € 5,–. Da wir diese Kaufaktionen immer sehr gut vorbereiten und mit freundlichen Helfern von uns begleiten, erreichen wir jedes Jahr unglaublich gute Ergebnisse – wie bei unseren Kauf-Eins-Mehr Aktionen. Der hohe Bekanntheitsgrad der Tafel und ihr guter Ruf sind dabei sehr hilfreich.

TZ und Merkur führten wieder eine große Reportage mit dem Thema „Hunger“ zugunsten der Münchner Tafel und UNICEF durch – mit großem Erfolg.
Eine besondere Aktion möchte ich noch erwähnen. Wir befragten 1.100 unserer Kinder zum Thema Homeschooling und erfuhren, dass 10% keinerlei Endgeräte für den digitalen Unterricht hatten und von den restlichen 90% verfügten nur 46% über ein Handy als Endgerät. Weinende Kinder baten um Hilfe, um nicht zu sehr abgehängt zu werden. Die Tafel hat alle Hebel in Bewegung gesetzt, obwohl es nicht unser Kerngeschäft ist, bei Sponsoren um Hilfe zu bitten und wir konnten ca 100 PCs und 200 Laptops vermitteln und manch kostenlosen Nachhilfeunterricht. Ich staune immer wieder, wie professionell wir aufgestellt sind und wie wir mit Hilfe unserer Bufdis und Praktikanten solch wertvolle, aber auch für uns sehr aufwändige Hilfe leisten können. Eindrucksvoll.


Zu Weihnachten konnten wir eine Päckchenflut von Firmen, Schulen, Kitas und Privatpersonen an unsere glücklichen Gäste verteilen. Großveranstaltungen fielen wieder aus.

Im neuen Jahr ging alles seinen normalen Gang bis zum 24. Februar, dann kam die neue Herausforderung. Der Krieg in der Ukraine.
Die Münchner Tafel meldete sich umgehend als Anlaufstelle für in Not geratene Ukrainer – wir können dies ad hoc tun, da wir frei und unabhängig sind und uns mit niemandem abstimmen müssen. Die Flüchtlinge kamen in großer Zahl und wir richteten umgehend eine Extraausgabe am Samstag ein, zusätzlich zu der bestehenden Samstagausgabe und versorgten dort 1.000 weitere Personen mit. Somit wurden an diesen Samstagen – bis vor 2 Wochen – 1.500 – 1.700 Gäste bedient. Es waren Hammertage, wir benötigten Unmengen an Lebensmitteln, aber sie waren auch so schön und befriedigend. So viele dankbare Gäste! Freiwillige Helfer aus der Bevölkerung meldeten sich sofort, als wir einen Aufruf starteten und um Mithilfe baten. Alles war gut organisiert und wir ließen kein Chaos zu. Vorbildlich geplant von unserer Personalabteilung und Evi Schaflitzl!
Frau Schaflitzl ist eine unverzichtbare, sehr geschätzte und beliebte Mitarbeiterin. Sie betreut unsere Ehrenamtlichen, zusammen mit Frau Leeds, nimmt deren Bewerbung an und verteilt sie an die Ausgabestellen, welche Verstärkung benötigen. Die Situation in unseren Teams an den Verteilstellen hat sich inzwischen verändert. Einige Helfer verlassen uns aus Altersgründen, andere schaffen es gesundheitlich nicht mehr oder eine neue Lebensplanung lässt den Einsatz bei uns nicht mehr zu. So muss ständig für Nachschub gesorgt werden. Erst hatte ich Sorge, dass wir Probleme bekommen werden, wenn unsere zuverlässigen, langjährigen Helfer aus diversen Gründen aufhören müssen. Doch wir bekommen zum Glück laufend Nachschub, so dass wir unsere Teams durch die Anfragen von Helfern aller Altersklassen, die sich gerne bei uns einbringen möchten, verstärken können. Junge Helfer, die zupacken und tragen können sind eine Bereicherung und Hilfe. Die Fluktuation wird höher sein, da sich diese Mitarbeiter nicht mehr langfristig binden können oder wollen, aber sie sind hilfreich und wertvoll. Die Teams profitieren sehr, die älteren Helfer werden körperlich entlastet, die Stimmung ist fröhlich und lebendig. Der häufigere Wechsel entspricht dem Zeitgeist, damit müssen wir leben. Frau Schaflitzl lenkt alles – wenn wir für Aktionen Mitarbeiter benötigen, erstellt sie ihre Listen oder Doodles. Sie leitet souverän Ausgabestellen und baut neue mit auf usw. Bravo! Und Danke!


Die Herausforderung mit der zusätzlichen Flüchtlingsversorgung wurde noch verschärft durch die Lebensmittelengpässe, welche immer spürbarer auftraten. Wir wollten unsere Tafelgäste weiterhin gut versorgen. Nun wandten wir uns unaufgeregt und freundlich, wie es eben unsere Art ist, an unsere Geld- und Food Sponsoren und erfuhren eine überwältigende Unterstützung. Wir bekamen Geldspenden für Zukäufe und die bestmögliche Unterstützung von unseren Lebensmittelsponsoren. Wir waren dankbar für die großartige Hilfe. Die Presse war fassungslos bei ihren Anfragen, da wir nicht in das große Beklagen der anderen Tafeln und des Dachverbandes einstimmten, sondern unsere Situation anders schilderten – nämlich dankbar für erlangte Unterstützung in großem Ausmaß.


Wir müssen uns sehr bemühen, die notwendigen Lebensmittel überhaupt zu bekommen, dazu kaufen zu können. Viele große Konzerne haben durch das Runterfahren der Produktionen aus Energiegründen, auch die Auslieferungen an uns drosseln oder ganz auf null setzen müssen. Wir alle sehen die nur teilweise gefüllten Regale in den Supermärkten. Unsere Waren Akquise ist ständig und intensiv mit der Beschaffung von Lebensmitteln befasst und leistet Großartiges. Wir schaffen die Versorgung bestmöglich – es kostet uns aber auch Geld. Wir kaufen immer nur zu guten Preisen dazu. Unsere Erfahrung – man hilft uns, wenn es nur geht, sehr gerne. Wir arbeiten professionell und man vertraut uns!


In diesem Zusammenhang möchte ich über einen Neuzugang in unserem Team erzählen. Ich wurde gebeten, Herrn Dauer kurz vorzustellen, da er leider heute nicht anwesend sein kann.
Herr Eckbert Dauer. Er ist ehemaliger Ministerialdirigent aus dem Bayr. Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten – jetzt im Ruhestand. Bei häufigerem Aufeinandertreffen im Ministerium und beim Besuch der Ministerin Kaniber in unserem Haus, lernte man sich näher kennen. Herr Dauer war beeindruckt von unserer Arbeit, verfügt jetzt über mehr Zeit und fragte bei mir an, ob er uns vielleicht helfen könne. Er ist der beste Türöffner für uns, da er sämtliche Lebensmittelhersteller und – vertreiber, Großgärtnereien, landwirtschaftliche Betriebe usw. in Bayern kennt und gut vernetzt ist. Er hat uns bereits wertvolle Sponsoren vermittelt und stößt bei seinen Anfragen auf große Bereitschaft, uns unterstützen zu wollen. Es gefällt ihm sehr, dass er mit uns eine sehr bekannte, gut beleumundete Einrichtung vertritt. Er will gerne weiterhin für uns aktiv sein und arbeitet mit unserem Vorstandsmitglied Herrn Hoffmann und der Warenakquise erfolgreich zusammen.
Wir sparen dadurch viel Geld und bieten Ware in sehr guter Qualität an. Zum ersten Mal in der Geschichte der Tafel können wir unseren Gästen täglich Aufschnitt und Wurstwaren ausgeben von einem großen Fleisch-und Wurstwarenhersteller bei Nürnberg, der Firma Kupfer. Ein Riesengewinn für uns.


Unsere Flüchtlinge werden jetzt, wenn sie hier aufgenommen worden sind und in München bleiben wollen, an die diversen Stationen verteilt und dort mitversorgt. Dies war von Anfang an so geplant. Wir entschärfen so die Situation in der GMH bei der riesigen Samstagsausgabe. Der organisatorische Aufwand ist gewaltig. Unsere IT und Personalabteilung leistet hier großartige Arbeit und bereitet den Wechsel an die Stationen vor. Alle Ausgabestellen sind inzwischen digitalisiert – was für alle Mitarbeitenden eine Arbeitserleichterung ist. Ich bewundere es sehr, wie fortschrittlich wir heute arbeiten, dank der Kreativität unseres starken IT Teams.


Wir leisten gute Öffentlichkeitsarbeit – informativ und zurückhaltend – wie immer – und wir haben damit unser Ansehen und das Vertrauen in uns gehalten und verbessert. Wir stehen sehr im Fokus von vielen Stiftungen und auch Privatleuten, welche überzeugt von unserer Arbeit sind. Die Spendenbereitschaft ist da, aber man macht sich kundig, wo das Geld hinkommt, da viel Missbrauch mit den Zuwendungen getrieben wird. Deshalb freue ich mich immer sehr zu hören, bei uns käme es in die richtigen Hände. Es besteht ein großes Vertrauen in unsere Arbeit. Unsere größte Chance, Spender oder solche die es werden wollen, zu gewinnen ist es, sie zu uns in die GMH einzuladen und ihnen das Gesamtpaket der Tafel vorzustellen, inklusive einer Verteilstation. Damit können wir immer überzeugen und beeindrucken.
Nun danke ich allen Mitarbeitern und meinen einsatzstarken, hoch geschätzten Vorstandskollegen von ganzem Herzen und voller Respekt für Ihren unglaublichen, zuverlässigen Einsatz bei unserer täglichen Arbeit, für Ihre Loyalität und Ihr außergewöhnliches Engagement! Es macht viel Freude, mit Ihnen allen zusammen arbeiten zu dürfen.


Es stellt sich immer wieder die Frage, wenn neue Probleme auf uns zukommen, wie belastbar ist diese Tafel, was ist unseren Mitarbeitern noch zuzumuten? Da wir auf einer so soliden Basis stehen, organisatorisch bestens aufgestellt sind und alle Mitarbeiter bestrebt sind, unseren Auftrag umzusetzen, konnten und können wir gemeinsam auch in schwierigsten Zeiten Großes bewegen.

Meine Vorstandskollegen werden jetzt kurz über ihre Ressorts berichten. Hier wurde in dem vergangenen Jahr mit großer Kompetenz, Klugheit, Herz und Verstand vieles verbessert und modernisiert, um den hohen Standard bei unserer Arbeit halten zu können weiterhin zu fördern – und das mit der nötigen Sensibilität. Das ist nicht einfach, aber sehr gut gelungen.
Erwähnen möchte ich hier noch den außergewöhnlichen Einsatz von Herrn Schweiger. Er ist von Montag bis Samstag täglich im Einsatz und bewirkt und bewegt sehr vieles. Es ist ein Segen und von hohem Wert, einen vertrauensvollen, ehrenamtlichen Mitarbeiter mit dieser Einsatzstärke an unserer Seite zu haben. Danke!

Bevor ich jetzt abschließe, möchte ich noch einen Gedanken loswerden. Zu allen Krisen der jüngsten Zeit kommt nun die Energiekrise hinzu, die viele hart trifft. Wenn ich abends aus dem Fenster schaue, dann sehe ich auffallend viel Dunkelheit. Wo sonst hell erleuchtete Fenster waren, ist jetzt vieles dunkel. Auf den Straßen ist fast nichts los, nachdem sich in Folge der Corona Pandemie die Menschen immer mehr zurückgezogen haben. Es fehlt so sehr ein wenig Glanz. Auch deshalb versuchen wir bei der Tafelarbeit durch Freundlichkeit und fröhliches Miteinander ein wenig Glanz und Wärme in den Tag zu bringen. Das ist für viele wohltuend, auch für uns und wenn es nur ein freundliches Wort oder ein Lächeln ist.

Vielen Dank.